Beschluss: Mit Debatte - einstimmig -

Abstimmung: Anwesend: 11

I. Zusammenfassung

 

Die Verkehrszählungen und die Kennzeichenverfolgung im Eichwasen vom Oktober 2015 wurden ausgewertet. Bei einem moderaten Verkehrsaufkommen in der Wilhelm-Dümmler-Straße und der Straße Auf der Reit (2.400 bzw. 2.200 Kfz / 24 h) ist der Anteil des Durchgangsverkehrs mit 48 % bzw. 41 % vergleichsweise hoch.

 

II. Sachvortrag

 

1.      Anlass

 

Im Oktober 2013 hat der Verkehrsausschuss – basierend auf einem Antrag der SPD-Fraktion –beschlossen, dass im Gebiet Eichwasen / Schwabach Nordwest 2014 Verkehrszählungen und eine Kennzeichenerfassung durchgeführt werden sollen. Ziel der Erhebungen soll die Frage sein, ob und wie sich die Verkehrsströme seit dem Verkehrsentwicklungsplan von 2004 verändert haben. Ein Augenmerk soll dabei auch auf die Ermittlung des Ziel- und Quellverkehrs und des Durchgangsverkehrs gelegt werden. Die Untersuchung soll auch dazu dienen, die anstehenden weiteren Entscheidungen über die Entwicklung des Bereiches mit Grundlagendaten zu fundieren. Die angesprochenen weiteren verkehrlichen Fragestellungen sollten gemäß dem Beschluss im Rahmen der ursprünglich für 2014 geplanten Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplans geklärt werden.

 

2.      Ausgangslage

 

Anwohner im Bereich Wilhelm-Dümmler-Straße klagen über einen hohen Anteil Durchgangsverkehr.

 

Im Verkehrsentwicklungsplan von 2004 wurde bei der Prognose die Durchbindung der Ansbacher Straße an die Regelsbacher Straße unterstellt. Auch eine verstärkte Siedlungsentwicklung im Bereich Ansbacher Straße / Regelsbacher Straße wurde als Planfall untersucht.

 

Die Bebauung im Bereich Spalter-, Windsbacher- und Abenberger Straße wurde zwischenzeitlich realisiert. Die Verfahren zur Entwicklung der Bereiche nördlich und südlich der Regelsbacher Straße sowie die Durchbindung der Ansbacher Straße ruhen derzeit. Der Verkehr läuft über die Ansbacher Straße und die provisorisch hergerichtete Straße auf der Reit.

 

Der Verkehrsentwicklungsplan konnte noch nicht – wie vom Verkehrsausschuss 2011 beschlossen - fortgeschrieben werden. Aufgrund anderer wichtiger Aufgaben musste dies bisher zurückgestellt werden.

 

 

3.      Verkehrserhebungen

 

Wegen den Baumaßnahmen infolge der Erneuerung der Landsknechtsbrücke konnten die Erhebungen erst im Oktober 2015 durchgeführt werden.


 

An folgenden Querschnitten wurden die Kennzeichen in zwei 4-Stundenintervallen erhoben.

-       Am Pointgraben[1]

-       Wilhelm-Dümmler-Straße

-       Auf der Reit

-       Ansbacher Straße (Ost)

-       Dr.-Haas-Straße / Nürnberger Straße (Schleichweg durch ein privates Grundstück)

 

Bei dem Anwesen Nürnberger Straße 45 wurde ein Seitenradarzählgerät aufgestellt.

 

Begleitend wurden an den folgenden Knotenpunkten 24-Stunden-Video-Verkehrszählungen durchgeführt:

-       Nürnberger Straße / Am Pointgraben / Nasbach

-       Regelsbacher Straße / Wilhelm-Dümmler-Straße

-       Regelsbacher Straße / Auf der Reit

-       Dr.-Haas-Straße / Am Pointgraben

-       Kreisverkehr Ansbacher Straße

 

Bei einer Kennzeichenverfolgung werden Kennzeichen bei den Zufahrten und Ausfahrten des Beobachtungsgebietes erfasst. Diese werden im Nachgang mit einer Software abgeglichen. Wenn ein erfasstes Fahrzeug kurz nach der Einfahrt das Gebiet wieder verlässt, wird es dem Durchgangsverkehr zugerechnet. Wird es an den Ausfahrten nicht innerhalb des Zeitraums wieder erfasst, zählt die Fahrt zum Zielverkehr. Fahrzeuge, die nur aus dem Gebiet ausfahren, werden dem Quellverkehr zugerechnet. Binnenverkehr innerhalb des Gebietes wurde nicht erfasst.

 

Aus dem Jahr 2013 liegen 24 Stunden-Video-Verkehrszählungen der Knoten Nürnberger Torplatz und Alte Linde vor. Am Knoten Nürnberger-, Fürther-, Ansbacher Straße wurde 2009 gezählt.

 

Anlage 1 zeigt die Zählstellen und Standorte für die Kennzeichenerfassung.

 

 

4.      Ergebnisse

 

In Anlage 2 sind die Zählergebnisse und der Anteil des Durchgangsverkehrs auf den wichtigsten Relationen zusammengefasst.

 

4.1       Zählergebnisse 2015

 

Die höchste Verkehrsbelastung wurde mit rund 7.300 Kfz / 24 h in dem Ostast der Ansbacher Straße festgestellt. Auf dem Westast der Ansbacher Straße wurden ca. 4.350 Fahrzeuge gezählt.

 

Der Abschnitt der Dr.-Haas-Straße zwischen Am Pointgraben und der Wilhelm-Dümmler-Straße weist eine Verkehrsbelastung von ca. 6.500 Fahrzeugen in 24 Stunden auf. Im Ostteil von Am Pointgraben wurden rund 4.600 Fahrzeuge erfasst.

 

Im Westen der Wilhelm-Dümmler-Straße wurden ca. 2.400 Fahrzeuge gezählt, Auf der Reit rund 2.200.

 

Der Schleichweg über ein Privatgrundstück am Ende der Dr. Haas-Straße zur Nürnberger Straße wird von fast 300 Fahrzeugen am Tag genutzt.

 

4.2       Ergebnisse der Kennzeichenverfolgung 2015

 

Die Kennzeichenverfolgung ergab, dass der Anteil des Durchgangsverkehrs in der Wilhelm-Dümmler-Straße mit 48 % vergleichsweise hoch ist. In der Straße Auf der Reit ist der Anteil des Durchgangsverkehrs mit 41 % auch noch vergleichsweise hoch. Am Pointgraben und in der Ansbacher Straße liegt der Durchgangsverkehrsanteil – auch mit Blick auf das höhere Verkehrsaufkommen - mit 21 bzw. 19 % deutlich niedriger. In der Privatstraße am Südende der Dr.-Haas-Straße zur Nürnberger Straße wurde 11 % Durchgangsverkehr festgestellt.

 

In absoluten Zahlen wurde mit 870 Fahrzeugen in zwei Vierstundenintervallen der höchste Wert in der Ansbacher Straße erfasst. Gefolgt von 660 Fahrzeugen in der Wilhelm-Dümmler-Straße und 610 Am Pointgraben. Auf der Reit wurden 560 Fahrzeuge im Erhebungszeitraum dem Durchgangsverkehr zugeordnet. In diese Kategorie fallen in der Privatstraße am Südende der Dr.-Haas-Straße zur Nürnberger Straße lediglich 18 Fahrzeuge.

 

4.3       Routen des Durchgangsverkehrs

 

Die am stärksten genutzten Routen des Durchgangsverkehrs (Karte Anlage 3) sind:

·         Am Pointgraben - Wilhelm-Dümmler-Straße 214 Fahrzeuge in 8 Stunden

·         Ansbacher Straße – Auf der Reit 210 Fahrzeuge in 8 Stunden

·         Auf der Reit – Ansbacher Straße 200 Fahrzeuge in 8 Stunden

·          Wilhelm-Dümmler-Straße – Ansbacher Straße 170 Fahrzeuge in 8 Stunden

·         Wilhelm-Dümmler-Straße – Am Pointgraben 121 Fahrzeuge in 8 Stunden

·         Auf der Reit – Am Pointgraben 83 Fahrzeuge in 8 Stunden

 

Betrachtet man beide Richtungen ist die am stärksten genutzte Relation die zwischen Auf der Reit und der Ansbacher Straße (410 Fahrzeuge in 8 Stunden). Es folgen die beiden Relationen die durch die Wilhelm-Dümmler-Straße führen: Am Pointgraben 335 Fahrzeuge in 8 Stunden und Ansbacher Straße 316 Fahrzeuge in 8 Stunden.

 

4.4       Schwerverkehrsanteil

 

Der Schwerverkehrsanteil beträgt in der Wilhelm-Dümmler-Straße 4 %, Auf der Reit, in der Ansbacher Straße und Am Pointgraben jeweils 5 %.

 

4.5       Vergleich der Zählergebnisse mit dem Verkehrsentwicklungsplan 2004

 

Ein Vergleich der Erhebungen von 2003 aus dem Verkehrsentwicklungsplan [2]/ 2009, 2013 bzw. 2015 ergab:

 

Ort

2003

Kfz / 24 h
(hochgerechnet)

2009, 2013, 2015 Kfz / 24 h

Differenz

Veränderung

Am Pointgraben (2015)

4.580

6.160

1.580

35 %

Ansbacher Straße (Ost) (2009)
am Kreisverkehr
(2015)

11.510

 

8.770

 

7.270
(siehe FN 3)

-2.740

-24 %

Wilhelm-Dümmler-Straße (West) (2015)

2.340

2.410

70

3 %

Auf der Reit (2015)

 

2.190

2.550

360

17 %

Regelsbacher Straße (Alte Linde) (2013)

5.810

5.680

-130

-2 %

 

Am Pointgraben hat der Verkehr prozentual am stärksten zugenommen. Im Ostteil der Ansbacher Straße (Knotenstromzählung an der Kreuzung Nürnberger- / Fürther Straße) hat der Verkehr von 2003 bis 2009 stark abgenommen[3]. An der Ansbacher Straße treten zu bestimmten Zeiten Überlastungserscheinungen an der Lichtsignalanlage auf. Hier kann es zu Verlagerungen zwischen den beiden Kreuzungen gekommen sein. Der Zuwachs Am Pointgraben wird auch im Zusammenhang mit dem neuen Einzelhandelsstandort stehen.

 

In der Wilhelm-Dümmer-Straße zeigt der Vergleich dass das Verkehrsaufkommen nicht wesentlich zugenommen hat. Die Zunahme Auf der Reit ist in absoluten Zahlen ebenfalls vergleichsweise gering.

 

 

5.      Bewertung

 

Das Verkehrsaufkommen in der Wilhelm-Dümmler-Straße liegt deutlich unterhalb der in den Richtlinien für die Gestaltung von Stadtstraßen (RASt 06) genannten Parameter für eine Sammelstraße. Der Anteil des Durchgangsverkehrs in der Wilhelm-Dümmler-Straße und Auf der Reit ist jedoch vergleichsweise hoch.

 

Es ist davon auszugehen, dass eine Verlängerung der Ansbacher Straße zu Entlastungen in der Wilhelm-Dümmler-Straße führen könnte. Dies wird jedoch bauliche und ggf. weitere verkehrsrechtliche Maßnahmen an der Wilhelm-Dümmler-Straße voraussetzen. Vorstellbar wäre ein verkehrsberuhigter Bereich im Bereich der Geschäfte, um die Aufenthaltsfunktion dort zu stärken und den Bereich gestalterisch aufzuwerten[4].


 

Die 2011 beschlossene Aktualisierung des Verkehrsentwicklungsplanes (VEP) musste bisher wegen anderer wichtiger Projekte zurück gestellt werden. Daher liegen zu möglichen Verlagerungen keine neuen Erkenntnisse vor. Die Arbeiten an der Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplans sollen – wenn alles planmäßig verläuft – jedoch 2016 in Angriff genommen werden.

 

Im VEP von 2004 wurde im Prognose-0-Fall bereits die Verlängerung der Ansbacher Straße unterstellt. Ohne das zusätzliche Verkehrsaufkommen durch die Entwicklung des Kasernengeländes, des Gewerbegebietes Auf der Reit und des Wohngebietes Weingäßchen könnte nach dieser Untersuchung die Verlängerung der Ansbacher Straße die Wilhelm-Dümmler-Straße um 600-800 Fahrzeuge in 24 Stunden entlasten.

 

Das Vorhaben ist jedoch nicht unumstritten, das die Entlastungen im Eichwasen mehr Verkehr in den nördlichen Teil der zu entwickelnden Gebiete lenken würde. Dort müsste die Bebauung noch festzulegende Anforderungen an den Lärmschutz erfüllen.

 

Auch sind an der Kreuzung Nürnberger-, Fürther und Ansbacher Straße in dem Ast Ansbacher Straße bereits heute zu bestimmten Zeiten schon vergleichsweise lange Rückstaus festzustellen. Aufgrund der hohen Verkehrsmengen der anderen Äste kann hier signaltechnisch keine längere Freigabezeit für die Ansbacher Straße eingeräumt werden.

 

Ob die Leistungsfähigkeit dieses Astes so verbessert werden kann, dass die durch die Verlagerung resultierende Verkehrsmenge leistungsfähig bewältigt werden kann, müsste geprüft werden. Abhilfe könnte ggf. ein zweispuriger Kreisverkehr schaffen. Dieser hätte jedoch einen nicht unerheblichen Flächenbedarf. Für Fußgänger und Radfahrer[5] würden Umwege entstehen. Zudem sind die Abläufe in einem zweispurigen Kreisverkehr für Autofahrer gewöhnungsbedürftig. Die Lösung hätte aber auch den Charme, dass die den überlasteten Knoten am Nürnberger Torplatz (Fahrtbeziehung von Westen) entlasten könnte.

 

Die Wilhelm-Dümmer-Straße z.B. durch verkehrsberuhigende Maßnahmen weniger attraktiv für den Durchgangsverkehr zu machen ist derzeit nicht empfehlenswert, da die Straße Auf der Reit vom Zustand und vom Querschnitt nicht geeignet ist, die verlagerte Verkehrsmengen zu bewältigen.

 

 

6.      Vorschlag zum weiteren Vorgehen

 

Mit den Arbeiten zur Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplanes wird 2016 begonnen. Dabei soll zunächst mit Hilfe von Strukturdaten zur Siedlungsentwicklung und vorliegenden Zählungen das aus dem großräumigen Verkehrsmodell DIVAN vorliegende Teilnetz auf die lokalen Erfordernisse angepasst und aktualisiert werden.

 

 

III. Kosten

 

Der Bericht dient der Kenntnisnahme.

 

Welche Kosten genau für die geplante Anpassung und Aktualisierung des Verkehrsmodells entstehen, ist noch nicht bekannt. Auf PSK 541101.5271930 sind 50.000 € für die Modellaufbereitung im Rahmen der Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplans vorgemerkt.

 



[1] Die Erhebungsstelle für die Kennzeichenverfolgung Am Pointgraben liegt westlich der Zufahrt zum Getränkehandel / Lebensmittelsupermarkt. Damit wird Verkehr von der Nürnberger Straße zu dem Einzelhandelsstandort nicht als Ziel- und Quellverkehr mit erfasst. Verkehr aus dem Eichwasen zu diesen Verbrauchermärkten und zurück lauft als Ziel und Quellverkehr, nicht als Binnenverkehr. Fährt jemand von den Märkten nach Westen aus dem Untersuchungsgebiet heraus ist das Durchgangsverkehr.

 

[2] 2003 wurden zwei mal 4 Stunden erhoben. Zum Vergleich wurden die Ergebnisse mit einem Faktor auf 24 Stunden hochgerechnet.

[3] Die Knotenstromzählung am Kreisverkehr  2015 ergab eine Verkehrsbelastung von 7.270 Fahrzeugen in 24 Stunden. Dies deutet auf eine noch stärkeren Rückgang des Verkehrsaufkommens hin. Eine Vergleichbarkeit besteht wegen der unterschiedlichen Lage der Zählstellen jedoch nur bedingt.

[4] Vorüberlegungen im Rahmen der gerade in Bearbeitung befindlichen Änderung für den B-Plan E-1-67

[5] Allerdings wären Radwege am Rande des Kreisverkehrs gegenüber der heutigen Situation ggf. eine Verbesserung, da die Räumzeiten aufgrund der großen Verkehrsbelastung nicht auf den Radverkehr ausgelegt werden konnten.


Der Bericht dient der Kenntnisnahme.